Darling

...eines schönen Tages erstand ich mal einige dieser knuffigen kleinenPentoden 717A. Die Teile sahen interessant aus und waren in einer Auktion günstig zu haben. Wochenlang trieben sie sich auf meinem Tisch herum und ich überlegte immer, was man damit anstellen könne.

Da lief mir zufällig ein Link zur Darling-Seite über den Weg. Auch die dort verwendete 1626 ist eine interessante Röhre, ein Blick ins Datenblatt versprach einen brauchbaren Treiber für einen Zwischenübertrager zur Ansteuerung einer 2A3-Gegentakt-Endstufe. Also habe ich mir auch davon einige bestellt.

Diese 1626 lagen dann eine Weile mit einigen anderen Röhren, u.a. auch mit den 717A zusammen herum, und plötzlich hatte ich die Idee, diese beiden Röhren irgendwie zu verheiraten. Aus etlichen Untersuchungen hatte ich die Erkenntnis gewonnen, daß ein zweistufiger Schaltungsaufbau und die Kombination einer Triode mit einer Pentode in einer Endstufe die klanglich besten Ergebnisse liefert. Damit war das Konzept klar, “mein” Darling stand schaltungstechnisch fest.

Zwischenzeitlich hatte ich auch einen Auftrag für einen Ausgangsübertrager für die 10 angenommen. Diese Röhre hat etwa den gleichen innenwiderstand und Anodenstrom im Arbeitspunkt wie die 1626, deren datenblatt ich zwischenzeitlich studiert hatte. Auch für die 1626 ist ein Arbeitswiderstand von 10 K ein günstiger Wert, die allenthalben in diversen Darlingprojekten propagierten 5K passen eigentlich gar nicht richtig zu dieser Röhre.

Mit der Schaltung stand dann die benötigte Leistung des Netzteiles und somit auch die Größe des Trafos fest und es war an der Zeit, sich näher mit dem Gehäuse zu beschäftigen. Ich suchte und fand eine recht einfache und funktionelle Bauweise, mit welcher sich eine einfache Montage und Verdrahtung ergibt, aber trotzdem eine auch optisch ansprechende Gestaltung möglich wurde. Alle Bauteile außer den Bedienelementen und der Netzspannungszuführung finden auf der Deckplatte des Gehäuses ihren Platz und sind während des Aufbaues frei zugänglich. Die Holzzarge wird gesondert montiert und mit den Bedienelementen versehen. nach Abschluß der verdrahtung der gesamten Elektronik wird dann die Zarge mit der Deckplatte verschraubt, die Kabel zu den bedienelementen angelötet und, nach eventuell erforderlicher Einstellung des Ruhestromes, wird zuletzt die Bodenplatte montiert. Dieses Gehäusekonzept ist recht flexibel hinsichtlich Größe und verwendetem Material, auch der Kolibri ist nach diesem Prinzip aufgebaut.

Im Oktober 2004 war das Gehäuse fertig, gerade noch rechtzeitig, um es zum Stammtischtreffen mitzunehmen. Ich war natürlich sehr interessiert, wie so etwas bei anderen ankommt. Die Reaktionen waren überwiegend positiv. Und, kaum zurück aus Mülheim, habe ich das Gerät verdrahtet und zum ersten Hören in Betrieb genommen. Nur wenige Tage später hatte ich Ralf Raudonat bei mir zu Besuch. Er war recht beeindruckt vom Klang und sicher auch von der Optik dieses Verstärker und konnte mich dazu überreden, ihm diesen für ein paar Tage zu überlassen. Ergebnis dieser Aktion ist ein Beitrag in Jogis Röhrenbude und meine Zusage, über einen Bausatz für den Darling nachzudenken. Da der Name Darling bereits duch Bob Danielak und sein Projekt recht bekannt war, habe ich ihm per email mein Projekt vorgestellt und seine Erlaubnis eingeholt, diesen Namen auch im Bausatz verwenden zu dürfen. Bis zur Verfügbarkeit des Bausatzes sind trotzdem noch gut 2 Jahre vergangen, es gab einigen Ärger bei der Beschaffung brauchbarer 717A, Blechlieferanten mußten überredet werden, auch kleinere Stückzahlen zu liefern, viele Röhren mußten über das Prüfgerät, um geeignete Paare zu finden, welche für eine gute Stereowiedergabe wegen des recht geringen Gegenkopplungsgrades notwendig sind und es mußten jede Menge passende Holzteile gefräst werden. Aber dann war es endlich soweit, die ersten vorbestellten Bausätze wurden Ende 2006 ausgeliefert.

Hier geht´s zum Bausatz und weiteren Details zu Schaltung und Aufbau

Nun ist es ja für einen Verstärker nicht das Hauptmerkmal, irgendwie schnucklig auszusehen, sondern ordentlich Musik zu übertragen.

 Den Darling hate ich einige Zeit an 50l-Boxen mit 20cm RFT-Breitbändern laufen, Bis auf den dabei naturgemäß fehlenden Tiefbaß war das richtig gut. Und auf jeden Fall besser als an moderneren Mehrwegeboxen mit Gummischlauch-Luftpumpen als Bass-Chassis.

Für die Meßfraktion hier ein paar Werte, ermittelt bei 0,5 Watt an Abschlußwiderstand 8 Ohm:

THD+N           :  < 0,5%

Frequenzgang:   20Hz..20kHz  -1dB

Das ist schon recht ordentlich, gemessen an der Einfachheit der Schaltung und den Kennlinien der 1626, die ja ursprünglich als Oszillator-Triode für kleine Sender entwickelt wurde.

Ralf Raudonat brachte mich dann auf die Idee, doch mal einen AÜ für mittelohmige Kopfhörer zu entwickeln. Diese benötigen in der Regel nur wenige Milliwatt Leistung und der Verstärker muß auch für große Lautstärke nur wenig ausgesteuert werden. Das sollte für deutlich weniger Klirr sorgen. Eine entsprechende Messung bei 32mW (0,5V an 8 Ohm) bestätigt das, der Klirr liegt bei deutlich unter 0,1% (Da werden Vorverstärjkerschaltungen in den Himmel gelobt, die ein Vielfaches an Klirr aufweisen):

Das sieht jedenfalls wirklich gut aus, und ich habe einen entsprechenden AÜ ins Programm genommen, den 53.61U100. Dieser läßt sich sekundär auf 50, 100 oder 200 Ohm umverdrahten und ermöglicht angepaßten Betrieb mittelohmiger Kopfhörer am Darling, wie auch z.B. als bessere Alternative zum ohmschen Ra im Schaltungskonzept des Kopfhörerverstärkers mit der C3g von Heinrich Siemens.

Seit dem ich durch gute Freunde und einen wohlmeinenden Zufall an ein Paar Kugelwellenhörner mit TD2001-Treibern kam, ist der Darling bei mir jetzt für den Mittel-Hochton zuständig. Der enorme Wirkungsgrad des Horns in Verbindung mit der Entlastung vom Tiefton sorgt für ein glasklares Klangbild, zumal die dafür benötigte Leistung bei normalen Lautstärken ebenfalls nur im zweistelligen Milliwattbereich liegt.  Den Baß dazu liefert die 2A3-Gegentakt-Endstufe. an 2 x 2 18er Chinabässen, alles in einer großen gefalteten Schallwand.

So sieht aktuell der gemessene Frequenzgang aus:

Mehr braucht man eigentlich nicht, Selbst der Buckel bei 700 Hz stört nicht wirklich. Lediglich am oberen Ende wäre noch etwas Handluingsbedarf, da das Hörvermögen dort ja mit zunehmendem Alter auch nicht unbedingt besser wird...

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